Solidaritätserklärung des Frauenverbands Courage e.V. zum Streik der Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialbereich
Liebe Erzieherinnen und Erzieher, liebe Eltern,
der Frauenverband Courage beglückwünscht euch zu eurem mit übergroßer Mehrheit beschlossenen Streik – für die Zukunft, für unsere Kinder. Wir stehen voll hinter euch!
Seit Montag, 11.5. seid ihr mit eurer Gewerkschaft Verdi auf den Straßen und Plätzen in ganz Deutschland und tragt eure Forderungen lautstark, phantasievoll und kämpferisch auf die Straße. Ihr seid gut organisiert in eurer Gewerkschaft Verdi und ihr habt die Solidarität eines großen Teils der Bevölkerung – alles gute Voraussetzungen um die mehr als berechtigten Forderungen nach höherer Eingruppierung und mehr Lohn wirklich durchzusetzen.
Ihr streikt nicht gegen die Kinder und ihre Eltern, sondern eurer Streik ist geführt in der großen Verantwortung für die euch anvertrauten Kinder! Die Kinder sind unsere Zukunft – deshalb ist euer Streik ein Zukunftsstreik. Kinder brauchen feste Bezugspersonen, eine stabile und verlässliche Umgebung, um genauso stark und selbstbewusst zu werden wie ihr. Sie werden große Herausforderungen zu bewältigen haben – und ihr seid ihnen mit diesem Streik ein Vorbild im Kampf um eine lebenswerte Zukunft.
Die Bundesregierung hat vor Jahren den großzügigen Ausbau der Kinderbetreuung beschlossen, in den Medien das alles groß herausgestellt, doch bei der Finanzierung blieb sie gegenüber Kommunen und Eltern geizig: Es wurden einfach Gruppen vergrößert, die Bürokratie ausgebaut, weitere Flexibilisierung eingeführt – auf eurem Rücken und auf dem Rücken der Kinder. Ihr beweist täglich hohe Kompetenz und Verantwortungsbereitschaft. Und als Lohn soll euch strahlendes Lächeln eurer Kinder reichen? Wir sind voll einig auch mit der Forderung nach einer Höchstgruppengröße von 15 Kindern.
Der Frauenverband Courage fordert seit zwei Jahrzehnten die kostenlose und flächen-deckende wohnortnahe und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung. Wenn jetzt die Forderung aufkommt, die Eltern sollen einfach mehr bezahlen für die Betreuung ihres Nachwuchses, wollen wir doch mal genauer nachrechnen, für was Steuergelder in diesem Land eigentlich ausgegeben werden. Beim G-36-Gewehr, beim Riesenaufwand für den G7-Gipfel in Elmau oder beim Geld für völlig unsinnige Großprojekte ist ihnen nichts zu teuer – für unsere Kinder soll das nicht gelten? Die Lasten sollen Familien alleine stemmen – und da vor allem wieder wir Frauen!
In unseren Reihen sind viele Erzieherinnen und Frauen in Sozialberufen in dem Bewusstsein, dass wir nur organisiert und gemeinsam Zukunftsfragen bewältigen können Gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht individuell lösen – erst unsere Organisiertheit verwandelt sich in Kraft!
Wir werden euch in vielen Städten besuchen und unsere Solidarität persönlich überbringen. Ihr könnt uns auch einladen! Wir sind sicher: die Frauenbewegung braucht mutige Frauen – mutige Frauen brauchen die Frauenbewegung – und da seid ihr im Frauenverband Courage an der richtigen Adresse.
Eure Bundesvorstandsfrauen
Download Solidaritätserklärung (PDF)
An vielen Orten solidarisieren sich die Eltern und unterstützen die Streikaktionen. So heißt es in einer Petition von Eltern:
Wir Eltern solidarisieren uns mit den ErzieherInnen, denn wir sind PartnerInnen in der Erziehung unserer Kinder. Welche Leistung täglich zu zweit oder allein eine Gruppe von 20-25 Kinder zu betreuen. Jedes einzelne Kinde lieb zu haben, zu trösten, zu ermutigen, zu unterstützen, emphatisch, geduldig und liebevoll zu sein. Und das alles unter Einhaltung der frühkindlichen Bildungspläne mit der entpsrechenden Dokumentionspflicht und den regelmäßigen Gesprächen mit den Eltern. Wir Eltern solidarisieren uns mit den ErzieherInnen, weil wir wollen, dass der Lohn für die Tätigkeit der Erzieherinnen Respekt ausdrückt und leistungsgerecht ist. Das jetzige Gehalt einer ErzieherIn ist respektlos, es liegt in der Regel sogar unterhalb des Gehaltes eines Maurers und in der Regel gibt es nur die Chance auf Teilzeitbeschäftigung. Ein respektloses Gehalt nachdem die ErzieherIn die vierjährige Ausbildung ohne irgendeine Ausbildungsvergütung selbst finanziert hat ….
Sie wollen mit ihrer Petition 50.000 Unterschriften erreichen und diese dann an die Verhandlungsführer des Verbands der kommunalen Arbeitgeber (VkA) übergeben.
Weitere Informationen beim Frauenverband Courage (Bundesverband)