Courage Essen, 23.10.2025
Nachdem eine Courage-Frau den Aufruf zu einer Demonstration gegen Kanzler Merz’s reaktionäre Stadtbild-Aussage geteilt hatte entspannt sich eine heftige Diskussion in unserer Courage-Gruppe. Denn eine, uns über viele Jahre verbundene iranisch-stämmige Courage-Frau, findet gut, was Merz sagt. Er würde die Probleme wenigstens ansprechen und es sei grundfalsch und undemokratisch, solche Meinungen immer direkt als rassistisch zu verurteilen. Sie war schon sehr lange nicht mehr bei irgendeinem unserer Courage-Treffen. Stattdessen attackiert sie jetzt unsere Arbeit und diffamiert uns Couragefrauen über die Whats-App-Gruppe, behauptete sogar, wir würden über „die Probleme“ nicht diskutieren.
Nachdem es schon in der online-Diskussion heftigen Widerspruch der Courage-Frauen gegeben hatte, gab es darüber auch in unserem wöchentlichen Cafe eine heiße Diskussion: Sexismus ist keine Frage der Nationalität und Kritik an Merz heißt nicht, Täter in Schutz zu nehmen. Wir sind die Töchter, auf die sich Merz scheinheilig bezieht und wir sind uns einig:
Wir brauchen Schutz vor Gewalt, nicht vor Migranten! Deshalb wenden wir uns gegen Merz Spaltung, gegen seine Verarmungspolitik. Noch vor wenigen Wochen hatte er es auf die Bürgergeldbezieher abgesehen, jetzt auf Menschen „mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus“. Aber um die Menschen, die von dieser Politik gedemütigt und betroffen sind, geht es ihm nie!
Wenn wir die wirtschaftliche und weltpolitische Situation anschauen sehen wir, wie überall die Regierungen fordern den Gürtel enger zu schnallen, damit sie ihren Kampf um Vorteile auf unserem Rücken austragen können. Dazu brauchen sie die Spaltung, damit wir nicht gemeinsam gegen sie kämpfen.
Eine türkisch-stämmige Courage-Frau berichtet, dass die Spaltung von Merz und Co auch unter Migranten wirkt, dass unter denen, die schon länger hier sind ein Rassismus und Nationalismus vordringt, die „Neuen“ nicht haben zu wollen. Eine aus Bosnien stammende kroatisch-stämmige Courage-Frau bestätigt das, auch unter kroatischen Migranten haben viele die AfD gewählt.
Warum hat diese Denkweise auch unter bisher nicht faschistisch/fundamentalistischen Migranten so eine Wirkung? Objektiv unterstützen sie damit die Rechtsentwicklung, den Rassismus, den Faschismus, den Sexismus! Mit dieser Frage wollen wir uns weiter befassen, aktuell bei der Vorbereitung des „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ und des theoretischen Seminars der Weltfrauen in Nepal im November.
Auch die Auseinandersetzung mit unserer Mitfrau wird weitergeführt, mit ihr und in unserer Gruppe. Ihr Denken, Fühlen und Handeln steht voll gegen unsere couragierten Grundsätze, denen sie bei ihrem Eintritt in den Verband zugestimmt hatte:
„Wir Frauen wollen nicht zu Konkurrentinnen gemacht werden, denn nur die internationale Verbundenheit selbstständiger Bewegungen hat die Kraft zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft. Frauen verbinden Welten – Frauen kämpfen international!“
An Protesten gegen Merz und seine Hetze beteiligen wir uns nach Kräften mit der Unterschriftensammlung für ein zweites Frauenhaus in Essen. Denn Gewalt an Frauen ist keine Frage der Nationalität, sondern des reaktionären Patriarchats, auch hier in Deutschland, da sind wir uns einig.
