Pressemitteilung: Deutscher Frauenrat verharmlost Prostitution, 02.02.2015

Frauenrechts- und Hilfsorganisation SOLWODI übt scharfe Kritik

Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation SOLWODI übt scharfe Kritik an einem offenen Brief, den der Deutsche Frauenrat am 27. Januar zusammen mit dem Deutschen Juristinnenbund, Deutschen Frauenrat, der Deutschen Aids-Hilfe, der Diakonie Deutschland, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, der Dortmunder Mitternachtsmission und dem Frauentreff Olga an Bundeskanzlerin Merkel gerichtet hat.

SOLWODI spricht sich ausdrücklich gegen die in diesem Brief genannten Forderungen und die Darstellungsweise von Prostitution als rechtlich anerkannter Arbeit aus. „Prostitution zerstört Menschen!“, so Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin und Leiterin von SOLWODI.

Seit 30 Jahren betreuen wir jedes Jahr hunderte von Frauen, die in der Prostitution unmenschliche Gewalt erlitten haben und zutiefst traumatisiert wurden.

Da SOLWODI Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft katholischer Frauenverbände und -gruppen ist, die ihrerseits Mitglied des Deutschen Frauenrates ist, ist für Ackermann der Widerspruch gegen den offenen Brief von zentraler Bedeutung.

Der Position des Deutschen Frauenrates widersprechen wir in jeder Hinsicht – die Meinung von SOLWODI repräsentiert er in keiner Weise.

SOLWODI kritisiert die Forderung nach einer „Versachlichung der Debatte“, wie sie von den oben genannten Frauenverbänden und -organisationen gefordert wird.

Die öffentliche Debatte erweckt den Anschein, als ginge es bei der Thematik Prostitution nicht mehr um Sexualität, sondern um eine Dienstleistung; als ginge es nicht mehr um Frauen, sondern um SexarbeiterInnen. Dabei geht es um Menschen, um Frauen, die unmenschliche Qualen erleiden,

sagte Ackermann in Reaktion auf den Brief. An einer Versachlichung der Debatte, die aus Frauen und ihren Körpern ein Konsumgut mache, habe sie deswegen kein Interesse. Denn es gehe bei der Debatte neben sehr viel Geld eben auch um Menschenleben.

Die Menschenrechtsorganisation kritisiert weiterhin die Darstellung von Prostitution als einer anerkannte Erwerbstätigkeit.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass 68 Prozent der Frauen in der Prostitution Posttraumatische Belastungsstörungen haben – wie Kriegsveteranen oder Folteropfer,

erklärt Ackermann. Eine Tätigkeit, die Menschen derartig zerstöre, könne nie als Arbeit definiert werden. Diese Position werde auch von anerkannten Traumatherapeuten gestützt.

SOLWODI unterstützt Forderungen der Union

Die von der Union geforderte Anhebung des Mindestalters auf 21 Jahre, verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen und eine Anmeldepflicht für Frauen in der Prostitution unterstützt SOLWODI.

Eine Anhebung des Mindestalters ist das Mindeste, was zum Schutz der besonders jungen Frauen getan werden kann. Das Bundeslagebild Menschenhandel von 2013 hat gezeigt, dass 51 Prozent der Menschenhandelsopfer zum Zweck der sexuellen Ausbeutung unter 21 Jahre alt waren, 13 Prozent davon sogar minderjährig,

sagt Ackermann. Regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen müssten an Beratung und Hilfsangebote gekoppelt sein. Auch eine Anmeldung der Frauen in der Prostitution sei elementar wichtig, damit Frauen, die aussteigen möchten oder Opfer von Menschenhandel geworden sind, Rechtsanspruch auf Nothilfe und Sozialleistungen haben. Dies sei bisher nicht der Fall.

In der Regel haben die Frauen keinen Zugang zu Sozialleistungen, obwohl sie Steuern über die Bordellbetreiber o.a. abgeführt haben.

SOLWODI fordert Sexkaufverbot

Mit den eigenen Forderungen richtet SOLWODI sich jedoch an die Nachfrageseite. „Die Frauen in der Prostitution müssen unbedingt straffrei bleiben“, erklärt Ackermann.

Deswegen fordern wir ein Sexkaufverbot, wie es im nordischen Modell gemeint ist. Das Sexkaufverbot kriminalisiert nicht die Frauen in der Prostitution, sondern die Freier.

Ein derartiges Sexkaufverbot könne jedoch nur wirksam sein, wenn es parallel von Ausstiegsprogrammen und anderen Maßnahmen gestützt werde.

Die EU-Gesetzgebung hat mit dem im Februar 2014 veröffentlichten Honeyball-Bericht und der damit verbundenen nicht-bindenden Resolution festgelegt, dass jegliche Art der Prostitution Gewalt gegen Frauen (und Männer) und damit nicht mit der Menschenwürde vereinbar ist. Dieser Perspektive schließt sich SOLWODI an und fordert entsprechend die Einführung eines Sexkaufverbotes und begleitende Maßnahme zur Unterstützung eines Ausstieges von Frauen und Männern in der Prostitution.

Siehe auch Bild-Präsentation von Courage Essen, Rubrik „Prostitution“

 

Wir fordern Gesetz zum Schutz der Frauen in der Prostitution, kein Gesetz zum Schutz des „Systems Prostitution“!